Frankreich jenseits des Hochglanzes

In Deutschland wird ja in den letzten Jahren viel über marode Brücken und einen Investitionsstau von historischem Ausmaß gesprochen. Die Teile Frankreichs, durch die ich bisher gefahren bin, waren etwas zwischen beeindruckend modern und gut ausgestattet und ziemlich heruntergekommen. Während die Autobahnbrücken und auch die Landstraßenbrücken um Torey herum in einem guten Zustand zu sein scheinen, kann ich dies von den meisten Brücken über die Kanäle im Elsas und Lothringen nicht sagen. Da habe ich alles gesehen, von abblätternder Farbe bis hin zu – schnell durch – bevor etwas herunterkommt.
Auch viele der Industriebetriebe und Orte haben mich an meine Fahrt durch Sachsen-Anhalt erinnert. Ein Chemiewerk, dessen Rohre und Kessel vor 20 Jahren einen neuen Anstrich gebraucht hätten, Häuser, die noch bewohnt sind, wo aber schon die Hälfte des Putzes fehlt und viele aufgegebene Betriebe und noch mehr verlassene Geschäfte.
Je weiter ich mich jedoch Paris nähere, desto besser sieht es aus. Jetzt, wo ich an der Seine bin, also kurz vor Paris, erinnert mich vieles mehr an das Rhein-Main-Gebiet als an die neuen Bundesländer. Doch auch hier gibt es einige Ecken, denen man ansieht, dass Geld schwer erarbeitet werden muss: Ein Dorf, in dem nur wenige, sehr alte Autos herumstehen und der einzige Laden vor allem Lottoscheine verkauft. Ein Campingplatz, auf dem die leben, die das System fallengelassen hat. All das ist zum Teil nur wenig entfernt von neuen, modernen Spielplätzen und neuen Straßen. Dazwischen alte Kirchen, denen man von außen nicht ansieht, ob sie innen modern saniert oder am Einstürzen sind.
All meine Beobachtungen mache ich als Fremder, der hier hindurchreist und ein für ihn unbekanntes Land erkundet. Ob es ähnliche Orte und Konfrontationspunkte in Deutschland gibt und wo die sind, kann ich nur erahnen. Beim Bekannten, Gewohnten bin ich nun mal betriebsblind.

*Es gab ja auch noch nie in der Geschichte so viel, was marode sein konnte.

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