Fahrradfahren in Frankreich

Frankreich ist bei mir bekannt als das Land des Champagners, Camembert, Mt. Blanc und der Tour de France und natürlich als die Heimat eines Dorfes voller unbeugsamer Gallier. Was in dieser Liste fehlt, sind die unzähligen Kanäle, die das Land durchziehen. Entlang der Saar, der Mosel, der Seine, zwischen Rhein und Maar, zwischen jedem Flüsschen und jedem anderem gibt es gefühlt einen Kanal. Früher wurde auf denen viel getreidelt und so gibt es entlang selbiger meist einen Weg. Bei vielen Kanälen sind diese Wege mittlerweile asphaltiert und heißen dann Saar-Radweg oder Mosel-Tour.
Da Wasser bekanntlich nicht ruht, wenn es bergauf oder -ab geht, sind die Kanäle und Radwege ganz flach. Ganz flach? Nein, eine kleine Konstruktion setzt sich den Regeln der Physik unerbittlich entgegen. Da Frankreich nicht gerade flach ist, besteht manch ein Kanal aus mehr Schleusen als Kanal. Mit dem Boot liebt man Schleusen über alles, hat eine endlose Geduld oder wird verrückt. Als Fahrradfahrer ist man schon wieder oben, kaum dass man die 2 Meter Stufe hoch gemerkt hat. Runter jedoch, da ist jede kleine Beschleunigung sehr willkommen.
Was mich persönlich an diesen Kanälen sehr erstaunt, ist das Fehlen jeglicher Ausstiege. Bist du einmal in das Wasser gefallen, können es auch mal einige Kilometer sein, bis du wieder rauskommst. Bei Rändern mit Spundwänden verstärkt ist da auch für einen geübten Schwimmer nicht viel zu holen. In einem Kanal habe ich auch zwei tote Rehe gesehen, die es offensichtlich nicht raus geschafft haben. Da ich mit wenigen Ausnahmen nun schon seit einer Woche an Kanälen entlangfahre, freue ich mich darauf, wenn es mal wieder etwas anderes zu sehen gibt. Damit meine ich natürlich nicht Landstraßen, von denen habe ich auch schon die eine oder andere kennen gelernt.
Doch das Fahren auf französischen Straßen ist kein Vergleich mit dem Fahren auf deutschen Straßen. Zum einen ist meist viel weniger los als in Deutschland, zum anderen sind die Auto- und LKW-Fahrer viel freundlicher eingestellt. Auch sind die meisten Straßen außerhalb der Ortschaften in einem besseren Zustand, als ich das von Nebenstraßen in Brandenburg gewöhnt bin. Selbst wenn da nur alle Stunden mal ein Auto fährt, ist die Straße asphaltiert und die meisten Schlaglöcher sind ausgebessert. Auf der einen oder anderen Straße wurde es mir schon fast unheimlich, so wenig war da los. Falls was passiert, will ich ja nicht ewig warten bis mal wer vorbeikommt.
Das wichtigste sind aber, wie gesagt, die Lenker der Fahrzeuge. Während es in Deutschland scheinbar Sport ist, so eng wie möglich zu überholen, lassen die Franzosen meist eine ganze Spur frei. Da wird geduldig hinter mir hergefahren, bergauf, mit 10 km/h, bis die Gegenspur frei ist und dann mit zwei Metern Abstand überholt wird. Natürlich gibt es auch ganz selten (bisher, nach 11 Tagen, ein- oder max. zweimal) einen „deutschen“ Autofahrer. Es ist gar nicht so angenehm, wenn 10 Minuten lang ein LKW hinter einem hertuckert, wartend auf eine Überholgelegenheit. Zum Glück gibt es dann meist eine Auffahrt oder Ähnliches, wo ich alle vorbeilassen kann. Insgesamt empfinde ich Frankreich als sehr fahrradfreundliches Land.

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