Die kleinen Unterschiede

Bekanntlich stimmt mein Genom zu über 96% mit dem eines Schimpansen überein und doch bin ich kein Schimpanse. Zwischen zwei beliebigen Menschen soll die Übereinstimmung sogar bei 99,9% liegen. Wie mit den Genen verhält es sich wohl auch mit den Kulturen. Frankreich und Spanien sind Deutschland verdammt ähnlich. Hier wird auch auf der Straße rechts gefahren, bei Rot stehen geblieben, wenn Kinder in der Nähe sind, und Bücher von links nach rechts gelesen.

Während in Deutschland jedoch kostenfreie öffentliche Toiletten schon eine Rarität sind, gibt es sie in Frankreich in fast jedem Dorf. Dass sie auch sauber sind, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Auch hier gibt es die Ausreißer, doch durch selbstreinigende Varianten an den viel besuchten Orten sind auch diese benutzbar. Was in Frankreich die Toiletten sind, ist in Spanien der öffentliche Wasserhahn, der mir den Gang auf den Friedhof erspart. Chlor gibt es hier auch immer gleich mit dazu.

Im Wald oder am Wegesrand, wo ich gerne meine Hängematte aufhänge, gibt es nur sehr selten Duschen. So bin ich viel auf der Suche nach Gewässern, in denen ich mir die Salzkruste des Tages abwaschen kann. Frankreich ist hierfür jedoch ziemlich ungeeignet. Es gibt zwar endlos viele Gewässer, doch keine Badestellen. Je weiter ich in den Süden kam, desto mehr nahmen zwar die Freibäder, nicht jedoch  die Badestellen zu. Einzige Ausnahme bildeten hier einige „Seen“ im Hinterland des Atlantiks. Die sind aber mehr Schein als Sein, mehr Pfütze als See. Noch einen Kilometer vom Ufer entfernt blieb meine Badehose trocken. Hier wäre jeder Rettungsschwimmer fehl am Platz und doch hat der eine oder andere sich hierher verirrt. In Spanien gibt es nun aber wieder genügend wilde Badestellen, wenn es denn badebare Gewässer gäbe.

Was die Pflanzen am Wegesrand und auf den Feldern dahinter angeht, gibt es in Frankreich nur wenig Ungewöhnliches: Weizen, Kartoffeln, Hanf, Rüben, Sonnenblumen und Mais wechseln sich ab. Im Süden dann wird es bei Bordeaux fast exotisch, die Gebietsgrenze ist auf Meilen am beginnenden Weinanbau zu erkennen. Genauso unvermittelt hört der aber auch wieder auf und geht in Nadelwald am Atlantik über. In den Pyrenäen dann gibt es unten noch Laubwald, der beim genauen Hinschauen aber etwas mediterraner wirkt als der bayrische Wald, und oben dann die üblichen Sträucher.  

In Spanien dann ist die Feldgestaltung sehr einfach. In Rioja Weintrauben, östlich davon Sonnenblumen mit Weizen und westlich davon Weizen, mit Weizen und Sonnenblumen. Alle paar Kilometer steht dann mal noch ein Baum und dazwischen Burgen aus Strohballen auf Stoppelfeldern. In der Nähe der Dörfer gibt es dann noch Gemüsegärten und zwischen den Dörfern Schweine- und Geflügelställe.

Nachdem ich endlose Tage nur Stoppelfelder gesehen habe, kam dann hinter Salamanca die Wende. Da standen Bäume, und wären es nur doppelt so viele gewesen hätte es ein Wald sein können. Unter den Bäumen grasten Rinder und dann kamen mir auch noch drei Männer auf Pferden entgegen. Die schienen zur Arbeit zu reiten. Da wo es bergig ist, haben der Wald und die Cowboys sogar hier eine Chance.

Hier wurde ich das eine oder andere Mal auch sehr an Indien erinnert. Am Rnad vieler Orte gibt es kleine Werkstäten und Handwerksbetriebe. Wie in Indien sind viele von denen in soetwas wie Garagen untergebracht. Zur Straße hin geöffnet geben sie beim Vorbeifahren einene guten Einblick in die statfindende Arbeit.

Ein für mich sehr erfreulicher Unterschied zu deutschen Landstraßen sind nicht nur die viel geringere Verkehrsdichte, sondern auch der breite Seitenstreifen an den größeren Straßen in Spanien. Da könnte sich so mancher Fahrradweg mal was von abschauen. Die Autofahrer sind noch fahrradfreundlicher als in Frankreich und hupen meist sogar vor dem Überholen. Was sich bitte weder die Straßen und noch weniger die Bauern irgendwo abschauen sollen, sind die endlosen Stacheldrahtzaune, die vor allem in Extremadura die Straßen säumen. Dahint liegen meist Lichte Olivenheine, in denen das eine oder andere Vieh herumläuft. Die Einheimischen sind super hilfsbereit und es bedarf eines gewissen Sturkopfes, um sich hier nicht nach Santiago zu bewegen. Fast jeder sagt einem, dass es dort lang nach Santiago gehe und man falsch sei. Oder wollen die was verbergen? Ihre schönen Berge? Die tollen Badestellen im Wald?

Ein wichtiger Unterschied, denn ich nicht vergessen will, ist die Radfahrkultur. Sowohl in Spanien als auch besonders in Frankreich wird viel Fahrrad gefahren. Mountainbike und Rennrad sind hier täglich auf den Straßen zu sehen. Doch weite Strecken, gar in die Ferne fährt hier kaum einer. Das schlägt sich auch in den Fahrradgeschäften nieder, die für viele Teile meines Fahrrads keine Ersatzteile dahaben. Dafür sind sie umso hilfsbereiter und versuche alles ihnen Mögliche um zu helfen.

Aber nicht alles ist schöner als daheim. Spanien hat eine so gewaltige Population von Fliegen, dass einige von denen ständig um einen herumkreisen, sich auf Ohren, Nase oder gar die Augen setzen wollen. DDie Fliegen werden nur noch von den Mücken getoppt. Die sind wie in Deutschland meist nur auf ein One-Stich-State aus.


Last but not least sind die Essensgewohnheiten hier andere als in Deutschland. Schon in Frankreich ward nach meinen Maßstäben spät gegessen. Es kann da auch mal 20 Uhr werden, bis man beginnt. Das ist aber noch nichts gegen die Spanier. Hier wird vor 21 Uhr nicht mal an das Essen gedacht. Bevor dann angerichtet ist, ist es schnell mal 22 oder 23 Uhr. Zum Glück hatte ich aus Frankreich schon Übung im späten Essen. In beiden Ländern wird abends meinst gekocht und in Frankreich gibt es nach dem warmen Essen immer noch Brot und Käse. Bei der Auswahl der Zutaten sind die Spanier sehr vielfältig, nur eins ist fast immer dabei, Fleisch. Wer kein Fleisch mag, kann da nur zu Fisch oder Meeresfrüchten greifen. Die gibt es hier aber auch zu erschwinglichen Preisen, selbst im Discounter, zum Selbstabfüllen. Womit mich Spanien kulinarisch aber am meisten besticht, sind die Tapas, kleine Teller mit einer Kleinigkeit zum Essen, und das günstige Obst. Hier gibt es selbst einheimische Mangos vom Festland. Allgemein sind die Nahrungsmittel in Spanien wieder günstiger als in Frankreich, solange es einheimische Lebensmittel sind. Warum jedoch der Jogurt im Lidl aus Bayern stammt, ist mir ein Rätsel.

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